Als wir 1996 unsere Zusammenarbeit mit Enoch zu Guttenberg begannen, war er einer breiteren Öffentlichkeit vor allem als charismatischer Leiter der Chorgemeinschaft Neubeuern mit seinen Interpretationen der Bach´schen Oratorien bekannt. Folgerichtig war unsere erste gemeinsame Aufnahme 1997 das Weihnachtsoratorium von Bach – in einer theologischen und musikalischen Neudeutung Guttenbergs, die bis heute für uns an Spannung nichts verloren hat.
Mit dem damals neu gegründeten Orchester der KlangVerwaltung arbeitete Guttenberg seither aber auch an neuen Konzeptionen für das romantische symphonische Repertoire. Das Werk Anton Bruckners stand hierbei von Anfang an im Zentrum der gemeinsamen Arbeit.
Bruckners lebenslange Auseinandersetzung mit der katholischen Theologie, seine Schilderungen von Natur und Mensch, seine harschen Wechsel zwischen tiefer Depression und Ekstase, sein zentrales Thema der Relation zwischen Gott und Mensch – dies sind Inhalte, die Guttenberg sehr nahe stehen und durch die Übersetzung in seine Klangsprache eine neue Dimension erfahren könnten.
Es kann manchmal lange dauern, eine CD zu produzieren: Unsere Planungen für eine Aufnahme der „Vierten“ gingen damals mehr als eine halbe Dekade zurück. Guttenbergs Version der vierten Symphonie hatte über diese Jahre hinweg eine kontinuierliche Entwicklung erfahren. Wie zu erwarten, hatte Enoch zu Guttenberg schließlich einmal mehr eine interessante, ganz unverwechselbare Fassung der gewaltigen Bruckner-Symphonie erarbeitet. "Ich kann nur das dirigieren, was ich wirklich verstehe und was mich auch emotionalisiert", sagte der Dirigent gerne.
Bruckner begiebt sich mit diesem Werk auf eine romantische Wanderung. Bilder von Strahlen hinter nebelverhangenen Bergen, der Jagd, von der Natur und der Umwelt des Menschen, und immer wieder der Kleinheit dieses Menschen vor der Natur und damit vor Gott – Guttenberg gelingt es, seine Schilderungen in Bilder und Assoziationen von hoher Plastizität und Leuchtkraft umzusetzen.