© Markus C. Hurek

Enoch zu Guttenberg


Dirigent
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Bequem hat er es sich nie gemacht. Enoch zu Guttenberg ist seinen eigenen Überzeugungen gefolgt, ist nie einfach nur mit, sondern oft genug gegen den Strom geschwommen. Als einer der herausragenden Dirigenten unserer Zeit hat er sich mit der Musik auf eine Weise auseinandergesetzt, die Publikum und Kritiker aufgerüttelt und ihm zugleich internationale Achtung verschafft hat.

Sowohl als Sinfoniker, als auch als Interpret der großen Sakralwerke, setzten seine Aufführungen wichtige Akzente in der eigenen Laufbahn und auf den bedeutenden internationalen Bühnen. Neben seinen Engagements als Gastdirigent (z.B. bei den Bamberger Symphonikern, beim MDR Leipzig oder beim Sinfonieorchester des NDR Hamburg, beim Radio-Sinfonieorchester Saarbrücken, bei der Staatskapelle Berlin, an der Deutschen Oper am Rhein, beim Mozarteumorchester und vielen anderen nationalen und internationalen Orchestern) waren es insbesondere zwei Ensembles, die Guttenbergs künstlerische Idee und musikphilosophische Ansätze - wie er es sagte - "mit mir zusammen zu 100% bemüht sind, als gemeinsame Anliegen umzusetzen": Das Orchester der KlangVerwaltung zu dessen künstlerischem Leiter er 1997 berufen wurde, und die von ihm seit 1967 geleitete Chorgemeinschaft Neubeuern.

Für Enoch zu Guttenberg und seine ihm verbundenen Ensembles waren die Symbiose aus dem fundierten Wissen um die jeweilige historische Aufführungspraxis, der unbedingten, zwingenden Inhaltsorientierung und der hieraus wachsenden Emotionalität die drei Hauptsäulen ihrer Interpretation. Dies galt für alle bedeutenden Werke des Barock, der Wiener Klassik, Romantik/Spätromantik und Kompositionen des 20. Jahrhunderts.

Große gemeinsame Erfolge feierte Guttenberg zusammen mit diesen beiden Ensembles bei allen bedeutenden nationalen Festivals, sowie u. a. in Wien im Goldenen Saal des Musikvereins, im Concertgebouw Amsterdam, in Peking und in St. Martin in the Fields in London.
Das Jahr 2016 wurde bestimmt von Tourneen nach Asien sowie in die USA und nach Kanada, die sich zu einem wahren Triumphzug durch die großen Konzerthäuser gestalteten – mit dem Konzert in der Carnegie Hall in New York als Höhepunkt.

"Man muss für das, was man tut, existentiell einstehen können" war das Credo des Dirigenten. Die Antworten auf die offenen Fragen der Welt, die Guttenberg in der Musik suchte und fand, waren manchmal radikal, haben die Fachwelt mehr als einmal polarisiert, und fanden weltweit enthusiastische Anhänger.

Im Jahr 2000 wurde Enoch zu Guttenberg die Intendanz der Internationalen Herrenchiemsee Festspiele übertragen. Als künstlerischer Leiter kreierte Guttenberg zusammen mit dem Dramaturgen Klaus J. Schönmetzler hier ein singuläres Konzept, das nicht nur von seiner Persönlichkeit und seinen Überzeugungen geprägt war, sondern zugleich die besondere Historie der Lokalität einbezog.

Obwohl die Musik immer im Zentrum seiner Aktivität und Kreativität lag, seine Mitwelt hat Guttenberg niemals aus den Augen verloren. Ob als beharrlicher Mahner und Visionär in Sachen Umweltpolitik oder als erfolgreicher Förderer der kulturellen Zusammenarbeit zwischen Ost und West - geprägt durch sein Elternhaus, war die Verbindung von politischem und künstlerischem Engagement für Enoch zu Guttenberg stets Verpflichtung. Für seine Arbeit wurde Guttenberg über die Jahre mit etlichen Auszeichnungen, darunter dem Deutschen Kulturpreis und dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, geehrt.

Mit Farao classics war Enoch zu Guttenberg seit 1997 sehr eng verbunden. Alle seine seither erschienenen Produktionen wurden in dieser Verbindung gemeinsam erarbeitet, produziert und veröffentlicht.

Für die Einspielung von Anton Bruckners Symphonie Nr. 4, Es-Dur "Romantische" erhielt er zusammen mit dem Orchester der KlangVerwaltung den begehrten ECHO Klassik 2008 in der Kategorie "Sinfonische Einspielung des Jahres". Diesen hat Enoch zu Guttenberg im Jahr 2019 aufgrund des Skandals um antisemitische Inhalte in einem ECHO-prämierten Song unter Protest zurück gegeben.

Am 15. Juni 2018 ist Enoch zu Guttenberg im Alter von 71 Jahren überraschend verstorben.